Die ersten Tage

Mit mir kam die Sonne nach Kristiansund. Damit zeigt sich die Region natürlich von seiner schönsten Seite. Jeden Tag wird es wärmer. Der Sommer hat begonnen. Während ich noch in den ersten zwei Tagen leicht gefröstelt habe, durfte ich bereits am Sonntag anfangen, zu schwitzen. Dabei weht fast ständig ein leichter Wind, der für Abkühlung sorgt. Die Sonne will nicht richtig untergehen. Ich habe es noch nicht geschafft, zu sehen, wann bzw. ob es überhaupt dunkel wird. Nur so viel: halb zwei nachts ist es noch hell.

Am Samstag kümmerte ich mich erst mal um meine mitgebrachten Sachen. Der Hauptteil wurde in einem Keller zwischengelagert, bis wir eine größere Wohnung haben. Die alltäglichen Dinge wie Klamotten, Waschzeug und Laptop wurden hier verteilt. Momentan ist es für mich noch ungewohnt, dass ich meine Sachen jetzt richtig in die paar Schränke verteilen kann, da ich nicht in ein paar Tagen wieder zurück nach Deutschland fliegen werde.

Den Sonntag verbrachten wir größtenteils auf dem Balkon von einem Bekannten. Männe genoss seinen freien Tag und ich genoss Männe. 😀

Am Montag habe ich mir den Fuß verknackst. Und zwar richtig. Plötzlich ist er doppelt so dick wie normal und Laufen ist nicht so toll. Aber Indianer kennen keinen Schmerz. Manchmal klappt das sogar.

Für Dienstag stand ein Bewerbungsgespräch in Molde (auch Stadt der Rosen genannt, obwohl ich nicht eine einzige gesehen habe. Okay ich hab auch nicht richtig geschaut) an. Molde liegt rund 70 km von hier entfernt. Vorher sind wir noch bei einer Bekannten in Battfjordsöra vorbeigefahren, damit sie mir mit dem Bewerbungsschreiben hilft. Battfjordsöra ist auf keiner Karte zu finden, die mir hier reichlich vorliegen. Das Städtchen/Dorf liegt genau zwischen Molde und Kristiansund. Männe hatte bereits im Vorfeld darüber gesprochen, dass wir möglicherweise ins Auge fassen sollten, dahin zu ziehen. So hätte jeder nur die Hälfte der Wegstrecke zu bewältigen, um auf Arbeit zu kommen. Es ist ein sehr kleiner Ort, traumhaft an einem Fjord gelegen, zwischen den Bergen. Im Zentrum gibt es alles, was man täglich braucht: Supermärkte, Cafe, Hotel, Sonnenbank, Fitnesscenter. Die Mieten sind wesentlich billiger als in Kristiansund. Wie billig durfte ich kurze Zeit später erfahren. Im Haus der Bekannten ist im ersten Stock eine Wohnung zu vermieten. Schlafzimmer (winzig, da passt wirklich nur ein Doppelbett rein, sonst nichts), Bad (das schaute größer aus als das Schlafzimmer), großer Wohnbereich mit eingebauter Küche, Platz für ein Esszimmer und Wohnzimmer, und einen Flur mit eingebautem Schrank. Insgesamt schaute die Wohnung dreimal so groß aus, wie unsere derzeitige. Kalt-Miete: das gleiche (3000 NOK = 375 Euro). Hinzu kommt Strom und der kann unter Umständen genau das gleiche betragen wie die Miete, vor allen im Winter, da Warmwasser und Heizung komplett über Strom laufen (Radiatoren). So oder so steht fest: falls ich den Job bekomme, kümmern wir uns um eine Wohnung in Battfjordsöra. Ausgestattet mit Bewerbungsschreiben (fragt lieber nicht, in meinem ganzen Leben hab ich noch nie so einen miserablen Wisch aufgesetzt, aber das Ding muss in norwegisch sein und wir haben einfach nur was reingeschrieben) und dem Empfehlungsschreiben der letzten Firma sind wir nach Molde gefahren. Dort wartete wieder ein Bekannter auf uns, der die Unterlagen an sich nahm. Er hatte die Order, diese auf dem Bürotisch des Chefs zu legen. Und ich mach mich den halben Tag verrückt, was ich wie sagen soll. Nicht zu vergessen mein angeknackster Knöchel. Ich konnte kaum laufen. So fuhren wir also einfach wieder nach Hause. Die Männer hier haben ein neues Spielzeug gefunden: mein mitgebrachter BMW. Darum wird sich von allen Seiten liebevoll gekümmert. Er wird gewienert und geputzt und aufgepeppt und gefahren und wieder poliert. Männer halt. 😀 Ich habe mich einfach den Rest des Tages ausgeruht. Am Abend kam noch ein Anruf rein: der Chef der Firma will mich immer noch gerne sehen. Diese Woche sollen wir uns treffen.

Mittwoch: heute ist das Bewerbungsgespräch nicht. Und dabei werde ich langsam echt unruhig. Ich will, dass es vorwärts geht. Damit ich weiß, ob wir demnächst hier wegziehen. Wir müssen uns noch Wohnungen anschauen. Oder muss ich mich nach einem anderen Job umsehen? Bisher haben wir tatsächlich noch nichts weiter in diese Richtung unternommen. Männe meint nur, ich soll es doch ruhig angehen. Schließlich bin ich erst paar Tage hier. Eigentlich hat er ja auch Recht. Und somit genieß ich den freien Tag bei eiskalten 26° C im Schatten und blauem Himmel, wer weiß schon, wie viele Tage noch so schön sind.

5 Responses to Die ersten Tage

  1. enia4x sagt:

    …jetzt weiß ich auch, wer uns die Sonne hier weggenommen hat… 🙂

    Viel Erfolg bei der Jobsuche !

  2. maini sagt:

    … wenn ich schon sonst nix mitgenommen habe, die Norweger danken es mir 😉 …

  3. Jola sagt:

    Auf diese Weise werden wir und die Norweger dann Brüder im Geiste: Wir haben Sommer- und sie Winterdepressionen.
    Maini for ambassador! 😀

    Schön, dass Du wohlbehalten angekommen bist.

  4. Isegrimm sagt:

    Ich hab mal gegoogelt.
    Den EINZIGEN Eintrag zu Battfjordsöra gibt es in deinem Blog.
    Bist du sicher, dass es noch in der uns bekannten Welt liegt?

  5. maini sagt:

    lol ich hab auch gegoogelt. Da gab es noch nicht mal einen Eintrag und dabei such ich schon auf norwegisch 😀